Erinnern für die Gegenwart

Das Projekt „Erinnern für die Gegenwart" ist eine Kooperation zwischen der Kunstschule Zinnober, der Heinrich Middendorf Oberschule in Aschendorf und der Berliner Malerin Hannah Bischof. Im Vorfeld der Ausstellung Bischofs "Von Papenburg nach Neuruppin - Zyklus für Maria" fanden ein zwei- und ein dreitägiger Workshop mit Schüler*innen des 9. Jahrgangs im Schwerpunkt Kunst in Zusammenarbeit mit der Lehrerin Nicole Kassens einmal in der Schule und einmal in der Kunstschule Zinnober statt.

Hannah Bischof arbeitet in ihrem Zyklus von 11 Fotos und 16 Acrylbildern den Lebens- und Leidensweg ihrer Großmutter Maria Fenski, geboren in Papenburg, auf, denn diese wurde wegen einer psychischen Erkrankung von den Nationalsozialisten im Zuge des „Euthanasieprogramms“ durch Verhungern ermordet.

38 Schülerinnen und Schüler der HMO beschäftigten sich von Ende August bis Anfang Oktober anhand des Zyklus der Künstlerin mit dem Thema „Euthanasie“ und übertrugen die Thematik unter Einbeziehung von ihren eigenen Familiengeschichten sowie Ausgrenzung und Mobbing in der Schule in die Gegenwart. Während der beiden Workshoptage in der Schule im August und in den nachfolgenden Wochen im Unterreicht entstanden im Zuge einer subtilen Einführung in das Thema und selbständigen Recherchen zu den eigenen Familien Collagen, Drucke, Texte und Kunstkisten. Indem das Dozentinnenteam den künstlerischen Rahmen während der 3 Tage im Oktober in der Kunstschule Zinnober sehr offen gestaltete und mit den 17 Schüler*innen gemeinsam überlegte, wie eine Ausstellung sinnvoll und spannend inszeniert werden sollte, fand auch jede*r Teilnehmer*in ein künstlerisches Medium für ihre/seine individuellen Kenntnisse und Fähigkeiten. Die Teilnehmer*innen erstellten Graffitis, Action Paintings, kalligrafische Texte in verschiedenen Sprachen und Fotos zu historisch wichtigen Orten der Großmutter Bischofs in Papenburg. Ebenso wurden kurze Interviews zu den Themen Familie und Euthanasie entwickelt und mit Passanten in der Stadt geführt. Es entstand sogar eine filmische Dokumentation der Projektarbeit durch zwei Schüler*innen.

Ein Termin mit der örtlichen Presse (Emszeitung und Ems-Vechte-Welle), das Hängen und Stellen der eigenen Exponate in der Galerie über der Kunstschule neben den Werken der Künstlerin sowie die Ausstellungseröffnung am 9. November mit 180 Besuchern und als Auftakt der Gedenkfeier für die Opfer der Reichspogromnacht war für die Schüler*innen eine tolle Erfahrung und zeigte Ihnen den Ernst und die Wertigkeit ihrer Arbeit. Insgesamt erschien das Schulmotto der HMO „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ in Bezug auf dieses Projekt nun in einem ganz anderen Licht. Die Jugendlichen haben realisiert, wie wichtig es ist, sich an die Geschehnisse der damaligen Zeit zu erinnern. Sie haben die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart reflektiert und es ist ihnen bewusstgeworden, dass sie selbst ein Teil davon/darin sind.

  

 

Zusätzlich zur Projektdurchführung entschloss sich das Projektteam ein Vermittlungsprogramm zur gemeinsamen Ausstellung von Hannah Bischof und den Schüler*innen anzubieten, um die Erfahrungen der Teilnehmer*innen mit der Geschichte von Bischofs Großmutter und die künstlerische Verarbeitung der Themen Euthanasie, Mobbing und Ausgrenzung und ihrer Zusammenhänge den Menschen der Region nahe zu bringen. 5 Schüler*innen erklärten sich bereit zusammen mit Hannah Bischof im Dezember 2019 und Januar 2020 durch ihre Ausstellung zu führen. Gemeinsam entwickelten wir ein Führungskonzept dafür und ein Praxisangebot zur Gestaltung von Collagen zum Thema. Schulklassen verschiedener Altersstufen, Lehrer*innen, Erzieher*innen, Vereine und Soziale Einrichtungen sowie auch öffentliches Publikum nahmen das Angebot wahr und erhielten einen Einblick in das heikle Thema der Vergangenheit und dessen Verknüpfung mit der Gegenwart. Sowohl für die 5 Schüler*innen, die über sich selbst hinausgewachsen sind, als auch für die Besucher*innen war dies eine sehr intensive Erfahrung. Vor allem die Verknüpfung des historischen Themas „Euthanasie im Nationalsozialismus“ mit einer ganz persönlichen Geschichte hinterließ sowohl bei den Schüler*innen, als auch bei den Besucher*innen einen bleibenden Eindruck.

  

https://www.generationkunst.de/teilnehmer-2/kunstschule022-2-2/

 

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